Samstag, 5. Januar 2013

Filmkritik: Almanya - Willkommen in Deutschland

Almanya – Willkommen in Deutschland
by Yasemin Şamdereli (2011)






Wir beginnen das neue Jahr mit einer deutschen Produktion. Auch wenn ich kein ausgesprochener Fan des deutschen Films bin, hat "Almanya" aufgrund des Themas mein Interesse geweckt. Die deutsch-türkischen Beziehungen verpackt in eine familiäre Komödie musste ich mir einfach einmal ansehen.

"Almanya" ist die Geschichte des 1.000.001 Gastarbeiters Hüseyin, welcher im wirtschaftlichen Aufschwung der 60er Jahre nach Deutschland kam, um dort mehr Geld für seine Familie zu verdienen. 
Jahre später hat Hüseyin, mittlerweile Großvater, seine ganze Familie aus der Türkei nachgeholt. Bei einem großen Familienessen berichtet seine Frau voller stolz, das sie nun endlich deutsche Staatsbürger sind. Hüseyin möchte aber lieber etwas viel besseres verkünden - er hat ein Haus in der Türkei gekauft und möchte mit der gesamten Familie im Sommer dahin fahren, um es zu renovieren.
Gesagt, getan fährt die gesamte Familie im Kleinbus bis in die Türkei. Auf dem Weg erzählt man dem Jüngsten, Cenk, wie das damals eigentlich alles so war, als die Familie in ihre neue Heimat gekommen ist. Probleme blieben da nicht aus. Und am Ende der Reise wird jeder der Mitreisenden eine neue Erkenntnis für sich gewinnen, was das Wort Heimat eigentlich bedeutet.

Der Film ist kein hochdramatischer Blockbuster. Nein - hier wird ganz einfach ruhig und geradeaus die Geschichte einer türkischen Einwandererfamilie in Deutschland erzählt, oder zumindest ein Auszug davon. Wir erfahren, mit welchen Unterschieden und Problemen man dadurch zu kämpfen hat - vor allem bei der Kommunikation, sei es nur um Milch einzukaufen.
Und hier liegt eigentlich auch schon die beste Idee an der Inszenierung - die Sprache. Wie kann ich dem Deutschen begreiflich machen, wie es sich anfühlen muss, als Türke/Türkin in dieses Land zu kommen ohne, dass ich den Film in türkischer Sprache mit Untertiteln zeigen muss? Nun, die Lösung in dem Film fand ich bemerkenswert simpel und doch perfekt umgesetzt - man lasse die türkische Familie einfach deutsch sprechen und die Deutschen irgend eine Art von Kauderwelsch. Und schon sind wir mit Familie Yilmaz mittendrin im Sprach-Wirr-Warr - genial und spassig mit anzusehen. Witzig sind auch die Vorurteile, die man im Dorf der Familie im Vorhinein gegenüber den Deutschen hat. Mit seinem Witz und seinem Charme punktet der Film.
Leider krankt der Film ein wenig an der gesamten Geschichte. Man weis worrauf der Film letztendlich hinaus will, aber der Weg dorthin ist weitestgehend zu dünn. Man hätte aus den Rückblenden während der Fahrt in die Türkei vielleicht ein wenig mehr machen können, indem man die Probleme nicht nur immer knapp angerissen, sondern weiter ausgeführt hätte. Gerade von der Anfangszeit in Deutschland ist zu wenig zu sehen. Zudem wirkt er an einigen Stellen wieder ein bisschen zu gedehnt, insgesamt fehlt dadurch ein wenig die optimale Balance. 
Die Botschaft, die Wurzeln seiner Herkunft nie zu vergessen, egal woher man kommt ist jedoch emotional und liebevoll umgesetzt worden. Für einen tieferen Einblick in die deutsch-türkischen Verhältnisse reicht der Film letztendlich natürlich nicht aus, dafür ist er einfach viel zu oberflächlich.  Aber für einen kleinen Einblick und für ein klein wenig besseres Verständnis reicht es durchaus.

Fazit:

"Almanya" ist eine kurzweilige Familien-Komödie über eine türkische Enwandererfamilie in Deutschland, die trotz ihrer teilweise geringen Handlung eine amüsante Geschichte mit Botschaft zu vermitteln weis. 



Gesamt: 66/100


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