Willkommen bei den Sch´tis
by Dany Boon (2008)
(Originaltitel: Bienvenue chez les Ch´tis)
Ich weiß nicht genau woran es eigentlich liegt, aber ich mag französische Filme nicht besonders. Womöglich liegt es an den Namen, die ich mir nie merken und im weiteren Handlungsverlauf wieder zuordnen kann ;-). Keine Ahnung. Auf jeden Fall mache ich um solche Filme ala Jean Reno und seinen Kollegen normalerweise einen mehr als nur weiten Bogen. Dennoch bin ich aus unerfindlichen Gründen immer wieder über diesen Film gestolpert. Nicht, dass ich ihn mir selbst gekauft hätte - nein, immerhin ist es immer noch ein französischer Film, aber nachdem ich völlig überraschend soviel Gutes über dieses Werk aus unserem Nachbarland gehört habe, musste ich dann doch mal über meinen Schatten springen und herausfinden, warum so viele Menschen (laut Plakat ja immerhin allein schon 20 Mio Franzosen ;-)) diesen Film so herausragend gut finden.
Von den Unterschieden zwischen Nord und Süd
Philippe Abrams ist Leiter einer Postfiliale in der Umgebung um Marseille. Allerdings wünscht sich seine Frau nichts mehr, als in den Süden Frankreichs, an die Côte d´Azur, ziehen zu können. Also versucht Philippe sich dorthin versetzen zu lassen. Nur ist dies nicht ganz so einfach. Die Posten im Süden sind heißbegehrt bei seinen Kollegen. Um sich einen Vorteil zu verschaffen, gibt er sich als Behinderter aus. Nur leider stellt sich Philippe nicht allzu geschickt an - seine Lüge fliegt auf und er wird daraufhin in den Norden Frankreichs strafversetzt.
Man kennt den Norden natürlich ganz genau... man erzählt Philippe wie grausam kalt es dort oben ist (im Sommer kann es schonmal 0 Grad erreichen), und dass die Menschen dort nicht mehr sind, als Bauern mit einem etwas beschränktem Verstand, und die Sprache erst! Kein Mensch kann die Sprache dort verstehen (alles ist Sch´ti, selbst die Katzen sind Sch´ti).Seine Frau ist mehr als nur enttäuscht über die Versetzung in das unmenschliche Gebiet und bleibt deshalb mit dem Sohn zurück. Philippe macht sich also allein auf den Weg, eingepackt in eine dicke Polarjacke um nicht zu erfrieren. Kaum angekommen , erfährt er auch schnell, was die Menschen mit der Sprache gemeint haben.
Sch´ti ist nicht so einfach... und führt immer wieder zu kleineren Missverständnissen. Aber sind die Leute wirklich so zurückgeblieben und anders als in seiner Heimat? Und wenn nicht? Wie erklärt man das dann seiner Frau und seinen Freunden? Denn schließlich haben die ihre feste Meinung vom Norden. Alles andere wäre unglaubwürdig.
Ein französischer Film der mir gefällt?!
Nun... sicherlich geht in der Übersetzung ein wenig was vom Charme dieses Films verloren. Geschweige denn, dass der Deutsche im Detail nachvollziehen könnte, wie die Menschen im Frankreich vom Norden denken. Auch deshalb konnte ich mir nicht so recht vorstellen, dass ein Film, dessen Witz vor allem durch die französische Sprache entsteht in einer deutschen Version noch funktioniert.
Aber was soll ich sagen... es funktioniert! Und das sogar überaus beeindruckend. Zu verdanken ist dies nach allseitiger Meinung, der ich mich gern anschließe, Christoph Maria Herbst, dem es tatsächlich gelingt das "Sch´ti" in´s Deutsche zu übertragen. 1:1 wird dies freilich kaum möglich sein, aber dieser Herr verleiht der deutschen Synchronisation den Charme und den Witz, der in der französischen Version nicht viel besser sein kann!
In diesem Film passt einfach sehr viel zusammen. Die Handlung ist jetzt nicht überaus originell, jedoch ist die Art von Humor mal etwas erfrischend anderes. Höhepunkt des Ganzen für mich ist eine herrliche Sauftour des Herrn Abrams zusammen mit seinem Kollegen während der Arbeitszeit... einfach zu genial. Der Film profitiert dabei durchweg durch das überaus harmonische Duo Kad Merad und Dany Boon, welche auf witzige Art aufzeigen, dass Vorurteile eben nunmal nur Vorurteile sind und bleiben. Leider gehen die familären Beziehungen insgesamt etwas unter, immerhin bleibt Frau und Kind alleine im Süden Frankreichs zurück. Bis auf ein paar kleinere Dialoge, als der Mann am Wochenende die Familie besucht wird das aber nicht näher beleuchtet. Erst gen Ende des Filmes spielt das Ganze wieder eine größere Rolle. Aber das ist vermutlich auch nur mein persönlicher Geschmack. Insgesamt ist es einfach ein liebevoll gestalteter "Heimatfilm" über die kleinen und großen Unterschiede in Frankreich. Und ich kann nun endlich einmal sagen: "Ich kenne da einen Film aus Frankreich, der mir gut gefallen hat!"
Fazit:
Urkomische Sprachkomödie, welche ihren Witz aus den regionalen Unterschieden und Vorurteilen in Frankreich bezieht. Sympathische Charaktere und ein nettes Dorfleben im Norden Frankreichs runden das Ganze zu einem amüsanten Filmabend ab!
Gesamt: 81/100
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