Mittwoch, 4. Januar 2012

Film-Kritik: Die Welle


Filmkritik


Die Welle
by Dennis Gansel (2008)



Nach langer Zeit mal wieder eine Filmkritik. Angesehen habe ich mir nach langer Zeit mal die deutsche Produktion von Die Welle. Diese hat sogar eine Gemeinsamkeit mit meiner letzten Kritik von Buried. Beide Filme hatten ihre Premiere auf dem Sundance Filmfestival. Vom Prinzip her kann der Film also schonmal nicht so schlecht sein. Denk ich mal. Auch die Produktionskosten übertreffen Buried kaum. Gerade einmal 5 Mio € hat der Film gekostet. Aber wer deutsche Filme kennt, der weiss, dass diese häufig auf Dialoge und unspekatakuläre Schauplätze bauen. So auch hier, einige Aufnahmen von einer Schule, ein paar Stadtaufnahmen und fertig ist das Setting für Die Welle.

Zur Handlung braucht man wahrscheinlich nicht allzuviel zu sagen oder? Nun ich mach´s trotzdem.
Ist in der heutigen Zeit nochmals möglich eine Diktatur aufzubauen? Dies ist die zentrale Frage dieses Films. Es ist Projektwoche an einer deutschen Schule. Der Lehrer Rainer Wenger (Jürgen Vogel) bekommt dafür allerdings nicht etwa sein Lieblingsthema "Anarchie", sondern das Thema "Autokratie" zugesprochen. Es missfällt ihm zwar. Doch er versucht das Beste daraus zu machen. Natürlich kommt man ziemlich schnell auf den 2. Weltkrieg und das Nazi-Regime zu sprechen. Die Schüler behaupten dabei gelangweilt, dass so etwas sowieso nicht mehr vorkommen könnte, da sie viel zu aufgeklärt wären und das Thema wieder und wieder aufgewärmt werden würde. So führt die Diskussion dazu, dass aus der Projektwoche ein Experiment wird. Unter der Leitung des Lehrers entsteht eine Gemeinschaft, deren Eigendynamik bald nicht mehr zu stoppen ist.

Die Handlung basiert auf einer wahren Begebenheit. Allerdings ereignete sich der reale Vorfall 1967 in Kalifornien und nicht wie im Film im heutigen Deutschland. Dazu entstand 1981 ein Roman durch Morton Rhue, welcher allerdings ein wenig von der Realität abweicht.
Als Berater stand dem Team des Drehs der Lehrer des echten Experiments (Ron Jones) zur Seite. Laut Wikipedia wollte Gansel aber nicht den genauen Ablauf des Original-Experiments schildern, sondern so wie es seiner Meinung nach im heutigen Deutschland ablaufen würde.

Ja was kann ich nun zu dem Film sagen? Also ich finde, dass es Dennis Gansel sehr gut verstanden hat, wie man den Zuschauer die Entwicklung einer solchen Gemeinschaft begreiflich machen kann und ihn dabei in den Bann zieht. Tatsächlich kann man sich meiner Meinung nach nach dem Film schon relativ gut darin einfühlen, wie sich die Menschen inner- und außerhalb der Gruppe fühlen und warum sie sich so verhalten. Vielerort werden die stereotypisierten Charaktere angesprochen und teilweise kritisiert. Ich finde hingegen, dass der Film nur noch deutlicher vermittelt, welche Art von Personen in so eine Sache hineingezogen werden können. So können sich eventuell auch viele Menschen selbst wiedererkennen - oder zumindest teilweise. Und gerade bei solch einer Thematik halte ich es für durchaus sinnvoll die Charaktere auf diese Art und Weise darzustellen. Die schauspielerische Leistung hierbei... nunja ich würde sagen, sie geht in Ordnung. Es ist jetzt keine Glanzleistung - von keinem, aber durchaus solide. Jürgen Vogel verkörpert hierbei die Art von Lehrer, die ein wenig improvisieren und nicht alles streng nach Lehrplan durcharbeiten, aber dennoch das nötige Maß an Autorität ausstrahlen. Dies gelingt ihm eigentlich erstaunlich gut. Auch der junge Frederick Lau überzeugt mit seiner Rolle des Außenseiters, der durch die Gruppe eine neue Chance erhält dazuzugehören, dies aber bald in Fanatismus ausufert. Insgesamt hätte aber bei allen Charakteren die Entwicklung im Verlaufe des Experimentes ein wenig deutlicher und eingehender aufgezeigt werden können.

Der Film hat eine klare Aussage. Und die gilt es dem Zuschauer eingehend begreiflich und vielleicht auch ein stückweit fühlbar zu machen. Dies gelingt nicht durch die Originalität der Story, denn die halte ich weitgehend für vorhersehbar und weist stellenweise Lücken auf, wo ich mir ein wenig gedacht habe, dass es jetzt an dieser Stelle doch schön gewesen wäre, dass Ganze ein wenig detaillierter aufzuzeigen. Aber die Art und Weise wie der Film aufgebaut ist und die dramaturgischen Momente setzt ist fesselnd und sorgen für das beklemmende Gefühl was man doch mitunter bekommt. Wenn man nun berücksichtigt, dass das Ganze zwar nicht in Deutschland passiert ist, ist man spätestens nach dem Film überzeugt davon, das es möglich ist, dass es passieren kann. Zumal der Film verdeutlicht, wie einfach es geht. Und ich denke, damit erreicht der Film genau das, was er Dennis Gansel bewirken wollte. Ein Bewusstsein dafür, dass auch die heutige Gesellschaft nicht vor derartigen Ereignissen gefeit ist - und dass ohne nochmals einen Anti-Kriegs-Film zu erschaffen, sondern die Geschichte aus der Sicht einer ganz normalen Schulklasse ablaufen zu lassen. Gut, das Ende hätte man vielleicht noch etwas wirkungsvoller gestalten können, aber nicht unbedingt müssen. Insbesondere hier weicht Gansel dann doch von der realen Begebenheit ab. Aber vermutlich sollte dadurch noch eine Art Schockmoment eingebaut werden, welcher den Zuschauer als Warnung dienen sollte. Oder was auch immer... Für mich in dieser Form nicht unbedingt nötig. Aber so eine Art Film braucht halt noch eine kleine Portion Dramatik.

Fazit

Eine sehr gelungene Umsetzung eines brisanten Themas und einer interessanten Frage. Sicherlich gibt es viele Schulen, die diesen Film als Diskussions-Stoff im Unterricht benutzen werden. Aber auch für zu Hause ein Film, der es absolut Wert ist gesehen zu werden.Wer sonst nicht unbedingt ein Fan deutscher Produktionen ist, sollte hier dennoch mal einen Blick riskieren!



Gesamt: 78/100


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