Montag, 5. März 2012

Filmkritik: Uhrwerk Orange

Filmkritik

Uhrwerk Orange
by Stanley Kubrick (1971)


Skuril, skuriler, Stanley Kubrick könnte man sagen. Nach "Shining" nun also noch ein Film vom Perfektionisten. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack seine Filme, aber sie heben sich nunmal von der breiten Masse an Filmen ab. "Uhrwerk Orange" ist nun auch schon ein etwas in die Jahre gekommener Film, aber auf besonderes Anraten und dann auch noch durch die Schenkung desselben, kam ich nicht umhin mir diesen Film endlich einmal anzusehen (ein Dank an dieser Stelle an den ebenso perfektionistisch eingestellen Christian ;-)).
Es handelt sich hierbei mal wieder um eine Umsetzung eines Romans. "A clockwork orange" von Anthony Burgess. Ich habe mich auch lange gefragt, wie denn bitte der Titel zu verstehen ist. Gemeint ist wohl, dass der Mensch selbst ähnlich einer Orange organisch ist. Manipuliert man einen Menschen bedeutet das, ihn quasi mechanisch planbar aufzuziehen. Wer den Film gesehen hat oder ihn sich ansehen wird, wird danach wissen, wie das zu verstehen ist.  


Im Film geht es im Prinzip um einen Jugendlichen mit ... naja sagen wir mal ein wenig zu viel Freizeit. Also gar nicht so wirklichkeitsfremd zur heutigen Realität ;-). Nennen wir diesen Jungen mal Alex. Alex ist Anführer einer überaus coolen Gang welche sich ganz in Weiss kleiden und eine schwarze Melone auf dem Kopf tragen. Die Gruppe nennt sich die "Droogs". Lebensinhalt dieser Gruppe, ist es anderen Menschen ihr Leben schwerer zu machen, indem sie ein wenig ausufernde Gewalt an unschuldigen und wehrlosen Menschen ausüben. Die Gruppenmitglieder halten indess nicht viel von ihrem Anführer und überlassen ihn bei einem ihrer Streifzüge der Polizei. Wegen Mordes angeklagt wandert Alex zunächst einmal in den Knast. Dort verbleibt er zunächst 2 Jahre ohne auffällig zu werden. Dann hört er von einer neuen Heilungs-Methode von Strafgefangenen, bei der den Gefangenen "der kriminelle Reflex" ausgetrieben werden soll. Natürlich wird Alex als Versuchskaninchen auserkoren und dieser Behandlung unterzogen. Ob er danach wirklich geheilt ist?

Was ein interessanter Film! Ich muss sagen, dass es eine Weile gedauert hat, bis ich mich mit dem Film anfreunden konnte. Er ist halt so ganz anders, als man es sonst kennt. Wie schon erwähnt: einfach nur skuril! Aber dennoch strahlt der Film eine Art Faszination aus, die ich nur schwer beschreiben kann. Von ein wenig Belustigung, über Abscheu bis hin zu Mitleid mit dem Charakter Alex ist eigentlich alles an Gefühlsregungen dabei, was nur möglich sein kann. Das der Film sehr kontrovers diskutiert wurde oder auch heute noch wird verwundert nicht wirklich. Gut in der heutigen Zeit ist man gewaltmäßig gesehen wahrscheinlich schon sehr abgestumpft. Ich kann mir gut vorstellen, dass im Jahre 1971 diese Darstellung als sehr unpassend empfunden wurde, um es mal diplomatisch zu formulieren. Zudem die Gewalt darstellenden Szenen mit klassischer Musik untermalt wurden. Das kann für manchen schon ein wenig fröhlich und gewaltverherrlichend wirken. Aber womöglich sollte dieser Kontrast als Stilmittel nur zeigen, dass es für die Droogs alles andere als schlimm ist, wenn sich ihre Opfer vor Schmerzen vor ihnen winden, was aber nicht heissen soll, dass der Regisseur der selben Auffassung ist. Tatsächlich hab ich mir auch in der ein oder anderen Szene gedacht: "Muss man das jetzt wirklich zeigen?". Aber so ist er halt, der Stanley. Aber gibt man dem Film ein wenig Zeit um sich zu entwickeln, wird man schnell feststellen, dass man auch für einen Gewalttäter wie Alex es ist, Mitleid empfinden kann. Malcom McDowell spielt das Ganze schon fast überragend - vom verhassten jugendlichen Schläger bis hin zum mitleiderregendem Opfer spielt er alle Facetten seiner Rolle überzeugend. Eigentlich gibt es auch sonst keine weiteren Schauspieler die erwähnenswert wären, aber man vermisst auch keine weiteren Rollen, denn die Rolle des Alex genügt voll und ganz.
Am Ende ist es wirklich ein Film, auf den man sich einlassen muss. Es ist teils Kunst, teils Sozialkritik und am Ende ein rein charaktergetragener Film.   
So übel die Taten waren, die Alex an seinen Mitmenschen begangen hat, so muss man sich doch am Ende fragen, ob Gehirnwäsche das probate Mittel gegen Verbrechen ist, wodurch ein Mensch seiner Entscheidungsfreiheit beraubt wird. Denn dies ist es laut Film, was jemanden erst zu einem Menschen macht.

Kontrovers hin oder her. Der Film war und ist immer noch äußerst beliebt. In vielen Film-Rankings belegt er zumeist vordere Plätze. Auch in der Musik-Szene hat der Film seine Prägung hinterlassen. So tragen die Mitglieder der britischen Punkband "The Adicts" in Anlehnung an die Droogs weisse Sachen und schwarzen Melonen. "Serum 114" hat sich nach dem im Film bei Aex Behandlung verwendeten Substanz benannt. Und die "Toten Hosen" haben mit "Alex" sogar einen ihrer erfolgreichsten Hits gelandet.

Fazit

Ein sozialkritischer Film, der mit einigen schockierenden Momenten aufwarten kann und einem Charakter, der eine unheimliche Entwicklung durchmacht. Wer keine generelle Ablehnung betagteren Filmen gegenüber hegt, sollte diesen Film einfach gesehen haben!


Gesamt: 88/100


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