Mittwoch, 15. Februar 2012

Filmkritik: Orphan


Filmkritik

Orphan
by Jaume Collet-Serra (2009)


Tja... manchmal braucht ein Film-Plakat nicht viel mehr als ein kleines Mädchen, das ganz lieb in die Kamera schaut. Wobei... naja lieb schaut sie ja jetzt nicht so. Und warum ist da ein brennendes Haus im Hintergrund? Und was hat das alles mit dem Mädchen zu tun? Ach ja... das Ganze wird als Horror-Film postuliert. Ach so... na dann! 

 

Der Spanier Serra ist bislang nicht so wirklich in der Filmwelt in Erscheinung getreten. Dem ein oder anderen dürfte der Film "House of Wax" ein Begriff sein. Jaja... einer von den vielen erfolgreichen Filmen, wo Paris Hilton mitspielen durfte, wenn auch nicht bis zum Ende, da sie ja dort tragischerweise den Mördern zum Opfer fällt :-). Ihr seht schon, ich bin ein großer Fan dieses Films. Aber man darf Serra (nicht zu verwechseln mit Sierra) natürlich nicht gleich abschreiben. Nein, man muss solchen Leuten auch mal eine zweite Chance geben. Orphan hat zwar mit $78 Mio nicht wirklich mehr eingespielt als "House of Wax", trotzdem hat man immer mal etwas gutes über dieses Werk gelesen. Was letztendlich auch der Grund war, sich diesen Film einmal zu besorgen.

Worum geht es denn nun? Naja, wie ihr nun mittlerweile bestimmt schon erraten habt, ist dieses kleine Mädchen namens Esther natürlich nicht wirklich brav. Auch wenn sie sich gern wie ein kleines Prinzesschen aus dem 19. Jhd. anzieht und auch ansonsten so benimmt. Für ein Mädchen ihres Alters ist sie zudem bemerkenswert intelligent. Nachdem ihre Eltern bei einem Hausbrand ums Leben gekommen sind, ist sie Vollwaise.

Katherine und John Coleman haben nach dem Tod ihres Babys immer noch den Wunsch ein drittes Kind zu haben. Nach reiflicher Überlegung beschließen sie ein Kind zu adoptieren. Im Waisenhaus treffen sie dabei recht schnell auf Esther, welche abseits aller anderen Kinder einsam in einem Zimmer Bilder malt. Die Colemans scheinen recht schnell einen Zugang zu ihr gefunden zu haben und bald darauf steht einer erfolgreichen Adoption nichts mehr im Wege.

Bei ihrer neuen Familie angekommen lernt Esther ihre neuen Geschwister kennen. Während der jüngste Spross der Familie Maxine begeistert ist, eine neue Schwester zu haben, ist der Sohn der Famile Daniel weniger angetan.
Nach einiger Zeit kommt es zu den ersten "Unfällen" im Familienumfeld. Esther scheint nicht gerade das Mädchen zu sein, was sie nach außen hin vorgibt zu sein. Sie beginnt die Familienmitglieder nacheinander gezielt zu manipulieren und die Mutter auszugrenzen. Als Schwester Abigail aus dem Waisenhaus der Famile davon berichtet, dass es im Zusammenhang mit dem Mädchen gehäuft zu Problemen kommt ("Sie zieht scheinbar das Unglück an"), beschliesst Esther zu handeln.

Mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten, sonst lohnt es sich ja nicht mehr sich den Film anzusehen. Mir hat der Film eigentlich doch recht gut gefallen, wobei ich der Meinung bin, dass das Genre Horror doch hier schon etwas weit gefasst wird. Für mich ist das Ganze eher eine Mischung aus Familiendrama und Psychothriller. Aber gut, das ist am Ende nunmal alles Definitions-Sache.
Der Film überzeugte mich mit seinem langsam ansteigendem Spannungsbogen, der sich anfangs wirklich mehr als sacht aufbaut und zum Ende hin deutlich anhebt - dadurch ist schonmal ein Maß an Unterhaltung garantiert. Die kleine Esther, gespielt von Isabelle Fuhrman, spielt ihren Charakter unsagbar gut, was anhand der Figut nicht unbedingt von einer Schauspielerin in ihrem Alter zu erwarten wäre. Denn gerade die Figur der Esther durchläuft relative viele Stadien der Charakterdarstellung. Angefangen von der lieben kleinen intelligenten Prinzessin, bis hin zu... naja da wäre ja schon wieder zu viel verraten. Auf jeden Falle eine mehr als positive Überraschung für mich im Film. Auch die restliche Bestzung macht ihre Sache soweit ordentlich. Vera Farmiga und Peter Sarsgaard nimmt man die jeweiligen Elternrolle ab.  Und die beiden Kiddies ergänzen wunderbar das Bild einer mehr oder weniger funktionierenden Familie.
Wie gesagt, ein typischer Horrorfilm ist dies keinesfalls. Es wird hier fast gänzlich auf Schockmomente oder Ähnliches verzichtet. Aber trotz alledem wird eine einzigartige bedrohliche Stimmung rund um Esther ausgebaut. Vielleicht hätte man dem Film aber zumindest ab und an mal solche Horror-Klischees angedeihen lassen können. Denn so wirkt das Ganze zwar insgesamt recht düster. Aber mit ein wenig mehr Horror-Momenten hätte aus einem recht guten Film, ein sehr guter Horror-Film werden können.  

Fazit

Orphan ist mit Sicherheit nicht der beste Horror-Film, dafür fehlen mir einfach ein paar Elemente. Sieht man das Ganze aber mehr als einen Thriller an, so überzeugt der Film durchaus mit seiner Atmosphäre, seiner Spannung und ein paar unerwarteten Momenten.  Für einen kurzweiligen Filmabend mit einem guten gelungenen Film ist er allemal zu empfehlen.



Gesamt: 73/100
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen