Donnerstag, 25. Oktober 2012

Filmkritik: Antichrist


Antichrist
by Lars von Trier (2009)
(Originaltitel: Antichrist)



Antichrist - eine Filmkritik, die ich jetzt schon seit geraumer Zeit vor mir herschiebe. Aber mangels Zeit, habe ich momentan kein alternatives Material mehr zu Hand. Hmmm... das klingt jetzt schon arg negativ oder? Das soll es eigentlich gar nicht. Es ist nur so, dass es relativ schwierig ist, diesen Film in irgendeiner Weise einzuordnen. 
Diesen Film wollte ich nur deswegen unbedingt selbst sehen, weil er so arg kontrovers diskutiert wurde. Des weiteren habe ich auch aus dem Bekanntenkreis viele unterschiedliche Meinungen gehört, die letztendlich zu einer Tatsache geführt haben: diesen Film muss ich zumindest einmal gesehen haben!


Eine Handlung mit Tiefgang?

Nun ja... wenn man es denn nun so sehen will, dann unter Umständen schon. Und diese Aussage trifft eigentlich auf so gut wie alles zu. Man kann in diesen Film eigentlich so gut wie alles hineininterpretieren wozu man Lust hat.
Die Grundhandlung ist schnell daher gesagt. Ein verheiratetes Paar verliert ihr Kind bei einem tragischen Unfall - und das auch noch während eines Liebesaktes. Die Mutter verfällt daraufhin in schwere Depressionen und Schuldgefühle. Ihr Mann, seines Zeichens Psychologe, versucht sie auf eigene Faust zu therapieren. Natürlich klappt das nicht so wie erhofft. Sein letzter Ausweg ist eine Therapie in einer verlassenen Hütte im Wald. Dort scheint zunächst alles gut zu laufen, aber nach und nach nimmt die Genesung seiner Frau merkwürdige Züge an, die letztendlich in Gewalt umschlägt.

Ein Film wie ein Kunstwerk

Wie schon erwähnt, könnte man an dieser Stelle Seitenweise ausholen. Der Film lässt in allerlei Hinsicht Spielraum für Fragen und mögliche Interpretationen. Hier möchte ich nur auf einige Punkte eingehen.
Der Film ist in Abschnitte untergliedert - Trauer, Schmerz, Verzweiflung und Die Drei Bettler. Davor und danach gibt es einen Prolog bzw. Epilog, die jeweils in Schwarz/Weiß gehalten sind. Auch sind dies die einzigen Abschnitte, in denen es Musikuntermalung gibt. Und zwar ertönt hier Lascia ch'io piangavon Händel. Antichrist beginnt bereits sehr befremdlich, indem das Ehepaar in Zeitlupe bei seinem Liebesakt dargestellt wird. Der Schnitt wechselt hier immer wieder zwischen den beiden Liebenden und dem Kleinkind, das unaufhaltsam der Katastrophe zusteuert. Zusammen mit der Musik wirkt das Ganze bereits sehr beklemmend, wobei hier eigentlich erst vom Hintergrund berichtet wird. Allerdings wird schon der Prolog damals für Aufschreie gesorgt haben.
Im Verlauf des weiteren Films kommen nun nur noch Naturgeräusche zum Einsatz, wodurch die Beklemmung immer weiter gesteigert wird. Allerdings sind viele Passagen auch einfach sehr ausgedehnt und langweilen so mit der Zeit. Erst gen Ende wird man wieder wachgerüttelt, dafür aber mit einer Steigerung von 0 auf 100 innerhalb weniger Minuten. Die Szenen die hier gezeigt werden sind definitiv nichts für Leute, die bei kleinen Schnittwunden nicht hinsehen können. Und hier ist natürlich die Frage, ob man Dinge in dieser konfrontierenden Art darstellen muss. Andere wiederum können sagen - genau das braucht dieser Film um zu berühren, um zu schocken, um im Gedächtnis zu bleiben. Und beide Seiten haben ihre Berechtigung. Und der Film schafft es im Gedächtnis zu bleiben, er schafft es, dass über ihn diskutiert wird, er lässt enorm viel Spielraum dafür und liefert dazu die passenden Szenen. In diesem Punkt ist es ein Film, im Sinne eines Kunstwerks, denn er weiß die Leute zu bewegen und zu Diskussionen anzuregen. Hier wird eben ein wenig was anderes geboten, als im klassischen Unterhaltungskino. Und dennoch bleibt immer dieser Beigeschmack - braucht diese Welt solch einen Film???

Nicht unerwähnt bleiben sollte dabei, aber die schauspielerische Leistung. Denn gerade Charlotte Gainsbourg spielt so glaubhaft, dass man meinen möchte, das ihr eigenes Kind gerade wirklich gestorben wäre. Und auch unser kleiner Kobold aus Spiderman  Willem Defoe beherrscht das Charakterspiel.

Fazit:

Ein beklemmendes und düsteres Machwerk von Lars von Trier. Kein Film um ihn mal eben bei einem schönen unterhaltsamen Filmabend zu geniessen und ganz sicher nichts für zart besaitete Gemüter. Wer die ein wenig kunstvoll inszenierte Filme mag und nichts gegen ein wenig verstörende Gewalt hat ist hier richtig.


Gesamt: 65/100




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