Dienstag, 11. September 2012

Filmkritik: Apocalypto

Apocalypto
by Mel Gibson (2006)
(Originaltitel: Apocalypto)


Nach dem ein oder anderem Trash-Film und dem Meisterwerk aus Frankreich bewegen wir uns nun mal wieder in Richtung Hollywood. Und da betrachten wir uns das Machwerk von Hollywood-Ikone Mel Gibson. 2006 erschuf er mit "Apocalypto" sein bisher letztes Werk unter eigener Regie. Nach "Der Mann ohne Gesicht"(1993) , dem sehr erfolgreichen "Braveheart" (1995) und dem stark umstrittenen Werk "Die Passion Christi" (2004), führt uns Herr Gibson diesmal ins 15. Jhd. nach Mittelamerika ins Gebiet der Maya, welche ja gerade dieses Jahr zur Endzeit-Diskussion in aller Munde sind. Welches Werk passt da besser in eine Filmkritik 2012, wie ein Film mit dem Namen "Apocalypto".

 Dieser Film hat freilich mal überhaupt garnix mit der Theorie gemein, dass am 21. Dezember 2012 die Welt untergehen soll, dafür gibt es dann andere Filme wie "2012".

Aber... es geht um die Maya. 

Ein kleiner Stamm in Mittelamerika lebt um ca. 1500 (kurz vor der spanischen Kolonialisierung) friedlich und zufrieden im Regenwald. Bei der Jagd treffen sie in ihrem Revier einen weiteren Stamm, welche aus ihrem Dorf gflüchtet sind. Warum ist nicht klar, den Anführer des Reviers interessiert das auch nicht wirklich. Lediglich sein Sohn Pranke des Jaguars steht der Situation skeptisch gegenüber.  
Am nächsten Morgen wird das Dorf dann tatsächlich von einem größeren Stamm angegriffen, Pranke des Jaguars versteckt seine schwangere Frau und seinen kleinen Sohn in einem Erdloch, um sie vor den Angreifern zu bewahren. Er selbst gerät zusammen mit vielen anderen in Gefangenschaft und soll den Göttern auf einer Stufenpyramide geopfert werden, damit diese den Mayas den lang ersehnten Regen gewähren. Pranke des Jaguars hat aber nur eins im Sinn: seine Frau und seinen Sohn retten bevor eben dieser Regen einsetzt.



Dass Mel Gibson´s Werke diskutiert werden, ist ja eigentlich schon so etwas wie eine "Tradition". Und das seine Filme auch nicht unbedingt für unsere wertvolle Jugend geeignet sind, sollte auch hinlänglich bekannt sein. Und natürlich ist hier die Gewalt mal wieder Diskussions-Thema Nummer 1, und somit ist er schonmal bekannter als viele ander Filme, denn es wird darüber geredet :-). 
Aber... darf man Szenen zeigen, in denen ein Panther einem Menschen das Gesicht zerfleischt? Oder wie jemanden nach einem Schlag, das Blut aus dem Kopf pulsiert?  Ich denke FSK 18 ist hier um Längen angebracht, aber man solle doch bitte mal die Filme an sich bewerten und nicht gleich wegen der überbordenden Gewaltdarstellung den ganzen Film herabstufen. 

Und soweit ich das gesehen habe, wurde der Film trotz aller blutigen Szenen tatsächlich gut aufgenommen. Immerhin erreicht er in der Metacritic eine beachtliche Wertung von 68/100.

Aber warum ist das so?

Man sollte hier keinesfalls einen Film erwarten, der die Kultur der Mayas ins Zentrum rückt und einem näher bringen will. Vielmehr bereitet einen das Zitat von Will Durant schon gut auf das Nachfolgende vor: "A great civilization is not conquered from without until it has destroyed itself from within."

Nach dieser Aussage, hat sich die Maya-Kultur vor dem Eintreffen der Spanier bereits selbst zerstört, und "Apocalypto" zeigt hier ein Szenario, was Gründe dafür gewesen sein könnten. Es handelt sich also hier eher um ein sozialkritisches Werk an den Maya, die ohne Zweifel über eine beeindruckende Kultur und enormes Wissen verfügten, aber eben auch ihre Probleme hatten. Und in dem Zusammenhang darf man hier doch ein wenig Gewalt zeigen, denn meiner Meinung nach, wird nur so die geeignete Atmosphäre dem Zuschauer vermittelt, wie brutal das Töten von statten ging, und welch geringen Wert ein Menschenleben scheinbar hatte. Wie historisch genau der Film hier ist, kann ich nicht bestimmt sagen. Aber was die Art der Hinrichtungen angeht, scheinen die Mayas nicht fantasielos gewesen zu sein. 
Aber das war selbstverständlich nicht nur den Mayas vorbehalten, sondern ein Problem vieler Völker zu früheren Zeiten. Die Archäologen tun sich wohl immer noch sehr schwer, in dieser Hinsicht eindeutige Aussagen zu treffen... und ein Film ist immer noch ein fiktives Szenario.

Ungeachtet, ob im Film jetzt alles richtig oder falsch dargestellt ist, schafft es "Apocalypto" einen emotional zu berühren und nachdenklich zu stimmen - ein Film der beim ein oder anderen durchaus noch nachwirken kann. Und nach meiner Ansicht zeichnet das einen guten Film aus. Unterhaltungskino ist das natürlich nicht unbedingt, aber das kommt wohl auch eher auf den Standpunkt an. Mel Gibson schafft hier aber ein atmosphärisch dichtes Werk, welches durch die Originalsprache der Maya an Atmosphäre gewinnt. Auch verzichtete Mel Gibson auf hochkarätige Schauspieler, sondern griff auf Menschen mit indianischer Abstammung zurück, was der Authenzität des Werks zu Gute kommt. Aus Sicht von Pranke des Jaguars ist man stets mittendrin im scheinbar aussichtslosen und verzweifelten Überlebenskampf des Einzelnen gegen die Peiniger. Man hofft und bangt mit dem Charakter, dass er dem sicheren Tod doch entrinnen kann. Der Film schafft es somit einen mitten hineinzuziehen in eine uns vollkommen fremde Welt, die uns zugleich ein wenig fasziniert und auch abstösst. Ich denke bei "Apocalypto" wird es kaum Grauzonen geben. Entweder der Film überzeugt einen auf ganzer Linie oder man kann so gar nichts mit ihm anfangen. Nachdem ich den Film nun bereits zweimal gesehen habe, zähle ich mich ganz klar zur ersteren Kategorie.
Ein klasse Film.


Fazit   

Eine atmosphärisch packende und spannende Story über die Maya um 1500 kurz vor der Kolonialisierung durch die Spanier, und den Überlebenskampf eines Einzelnen. Der Film ist allerdings nichts für zartbesaitete Gemüter, denn Gewalt und Blut fliesst hier reichlich und wird ins explizitester Weise dargestellt. 


Gesamt: 79/100



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